Der Strompreis steigt seit Jahren und sorgt in vielen Haushalten für immer höhere Ausgaben. Entgegen der Erwartung und Hoffnung vieler Verbraucher hat sich daran auch seit Beginn der Corona-Pandemie 2020 nichts geändert. Mit Blick auf Quarantäne, Lockdown, Homeoffice und dem dadurch fast schon zwingend höheren Stromverbrauch ist diese Tatsache für zahlreiche private Stromkunden eine finanzielle Belastung. Besonders unverständlich werden die Strompreise auf Rekordniveau, wenn die Aufmerksamkeit in Richtung Strombörse wandert. Dort entsteht der Strompreis gewissermaßen auf Basis von Angebot und Nachfrage.
Verräterisch: Da seit dem Ausbruch von COVID-19 diverse Großkunden und Unternehmen spürbar weniger Strom verbrauchen, sank der Strompreis an der Leipziger Börse nahezu um 50 Prozent. Mit diesem Hintergrundwissen liegt es eigentlich auf der Hand, dass die geringeren Beschaffungskosten von den Stromversorgern an die Kunden weitergegeben werden müssten. Schließlich reagieren die Anbieter stets sehr schnell mit der Erhöhung der Strompreise, wenn ihre Ausgaben für die Strombeschaffung steigen. Zugleich könnte aber auch der Staat an den entscheidenden Stellschrauben drehen.
Woraus setzt sich der Strompreis zusammen und warum steigt er?
Der Strompreis ist keineswegs ein Fantasie-Wert, der willkürlich entsteht. Stattdessen besteht er aus verschiedenen Komponenten, von denen die Stromanbieter nur die wenigsten beeinflussen, geschweige denn selbst bestimmen können. Das sind die Bestandteile des Strompreises in Deutschland:
- Netzentgelt
- EEG-Umlage
- Offshore-Haftungsumlage
- Strom-NEV-Umlage
- KWK-Umlage
- Konzessionsabgabe
- Stromsteuer
- Mehrwert-/Umsatzsteuer
- Beschaffung/Vertrieb
Fast 25 Prozent werden für das Netzentgelt fällig, mit dem die Betreiber das Stromnetz warten, ausbauen und letztlich betreiben sollen. Der Vormarsch der regenerativen Energien wirkt sich dahingehend aus, dass Erweiterungen des Stromnetzes nötig werden. Sie beeinflussen den Strompreis aber auch erheblich in Form der EEG-Umlage. Diese macht mehr als ein Fünftel aus und fördert die Einspeisung von Strom aus Wind, Sonne und anderen regenerativen Energien.
Letztlich sind die Vertriebs- und Beschaffungskosten die einzige Komponente, an der die Stromanbieter selbst schrauben können. Gemeinsam mit der bald sinkenden EEG-Umlage gibt es Potenzial, Verbraucher finanziell zu entlasten. Stattdessen hat fast jeder 9. von 10 Stromanbietern die Preise erhöht und diesen Schritt auch nach Beginn der Corona-Pandemie nicht überdacht.
Was können Verbraucher aktiv gegen die steigenden Strompreise tun?
Steigende Strompreise trotz Corona sind für viele private Haushalte nicht mehr nur ein Ärgernis. Aufgrund des erzwungenen Aufenthalts daheim und damit einhergehenden höheren Stromverbrauchs wirken sich die gestiegenen Preise noch deutlicher auf die Stromrechnung aus. Kunden bleibt im Grunde nur eines zu tun übrig: den Wechsel des Stromanbieters in Angriff zu nehmen. Um den besten Stromversorger für die eigenen Bedürfnisse zu finden, führt kein Weg an der Nutzung des Stromrechners vorbei. Durch Eingabe der Postleitzahl und des jährlichen Stromverbrauchs in kWh entdecken Verbraucher schnell den günstigsten Stromtarif.
Die höheren Strompreise trotz Corona-Pandemie könnten dahingehend sogar etwas Gutes bewirken, indem Stromkunden die verbraucherunfreundliche Kostenpolitik vieler Anbieter kritisch hinterfragen und Konsequenzen ziehen. Auch Verbraucherschützer kritisieren die steigenden Strompreise und werfen den Unternehmen vor, die niedrigeren Beschaffungskosten nicht an die Verbraucher weiterzugeben. Der Staat könnte helfen, indem er beispielsweise die Strom- und Mehrwertsteuer senkt. Allein dadurch könnte ein durchschnittlicher Haushalt in Deutschland um die 160 Euro Stromkosten jährlich sparen.
Abbildung 1: pixabay.com © Nikiko