Während viele Versicherungen in der Regel entbehrlich sind, führt an anderen wie Hausrat- oder Haftpflichtversicherung kein Weg vorbei. Auch der Schutz der Arbeitskraft wird Erwerbstätigen immer wieder empfohlen, Sinn und Notwendigkeit sehen hingegen nur vergleichsweise wenige. Dabei kann eine Berufsunfähigkeitsversicherung schneller als gedacht wichtig werden und auch die Versicherer sind meist fairer, als ihr Ruf ihnen vorauseilt.
Berufsunfähigkeitsversicherung aus Sicht Vieler unnötig
Das Marktforschungsunternehmen Kantar hat kürzlich eine vom Versicherer Swiss Life Deutschland beauftragte Umfrage veröffentlicht, die die Einstellung der Deutschen zur Berufsunfähigkeitsversicherung darlegt. Über die Hälfte der befragten Berufstätigen ist der Ansicht, dass es überflüssig sei, die eigene Arbeitskraft abzusichern. Etwa 40 % dieser 52 % mit ablehnender Haltung stellen die finanziellen Aspekte in den Fokus, indem sie sich den BU-Schutz nicht leisten können oder schlichtweg nicht gönnen möchten. Interessant: Die Mehrzahl der Befragten kennen die Berufsunfähigkeitsversicherung sehr wohl. Anders sieht dies übrigens bei der Grundfähigkeitsversicherung aus, die Grundfähigkeiten wie Sprechen, Sehen oder Gehen versichert. Hier wissen lediglich 3 von 10 Befragten, was es mit dieser Versicherung auf sich hat.
BU-Schutz in Deutschland ausbaufähig
Um die Berufsunfähigkeitsversicherung ist es in Deutschland nicht gerade zum Besten bestellt. Wie die Umfrage von Kantar zu Tage fördert, hat gerade mal jeder Dritte seine eigene Arbeitskraft abgesichert. Bedeutet im Umkehrschluss: 67 % der Befragten stünden im Fall der Fälle – dem Verlust ihrer Arbeitskraft – ohne finanzielle Hilfe in Form einer regelmäßigen Zahlung durch einen Versicherer da. Noch schlimmer ist die Situation bei der Grundfähigkeitsversicherung. Hier verfügen lediglich 7 % über einen Versicherungsschutz, wodurch nicht mal jeder zehnte befragte Erwerbstätige gegen den Verlust seiner Geh-, Sprech- oder auch Hörfähigkeit finanziell geschützt ist. Hier besteht also enormer Nachholbedarf.
Erkrankungen der Psyche häufigste Ursache
Neben den finanziellen Belastungen spielt insbesondere ein Gedanke bei vielen Menschen eine Rolle, die ihre Arbeitskraft nicht absichern möchten: Mir wird schon nichts passieren. Dass dies aber leider nur Wunschdenken ist, zeigt die Befragung in Bezug auf die Gründe für Berufsunfähigkeit. Während Unfälle am häufigsten genannt werden und psychische Erkrankungen erst dahinter folgen, sieht die Realität anders aus. Mit 37 % sind Depressionen, Burn-out und andere Erkrankungen der Psyche am häufigsten dafür verantwortlich, dass Erwerbstätige ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Dies ist keine Eintagsfliege, sondern ein bereits mehrere Jahre anhaltender Trend. Das zeigen diverse Studien, unter anderem die von Morgen & Morgen.
Versicherer mit hoher Bewilligungsquote
Mitunter schrecken Berufstätige auch deshalb vor dem Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung zurück, weil sie eines befürchten: Wenn es darauf ankommt, zahlt die Versicherung ja doch nicht. Dabei hat der Analyseexperte Franke und Bornberg herausgefunden, dass 79 % der Anträge auf BU-Schutz im Jahr 2019 von den Versicherern bewilligt wurden. Dass an der Befragung vor allem seriöse und leistungsfähige Versicherungsunternehmen teilgenommen haben, könnte das Ergebnis etwas verfälschen. Gothaer, Allianz, Generali Deutschland und andere namhafte Unternehmen nahmen aber teil und gehören demnach zu den selbstkritischen Versicherern. Wird ein Antrag doch einmal abgelehnt, geschieht dies insbesondere aus zwei Gründen. Zum einen sind falsche Angaben beim Vertragsabschluss ausschlaggebend, zum anderen wird schlichtweg der Grad der Berufsunfähigkeit nicht erreicht.