Private Krankenversicherung oder Zusatzversicherung? Was ist besser?
Rund 20 Millionen Krankenzusatzversicherungen wurden in Deutschland bereits abgeschlossen. Damit nutzt statistisch gesehen jeder vierte Deutsche eine solche Versicherung. Allerdings decken diese Policen immer nur einen gewissen Bereich, zum Beispiel Zahnersatz oder Sehhilfen, ab. Ist es dann nicht besser, gleich in die private Krankenvollversicherung zu wechseln? Der größte Teil der deutschen Bevölkerung ist in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert. Etwa 8 Millionen Menschen sind in der privaten Krankenversicherung, und ein großer Teil splittet seinen Versicherungsschutz auf – Gesetzliche Versicherung und zusätzlich eine private Zusatzversicherung. Was ist klüger? Was lohnt sich?
Was bietet die gesetzliche Krankenversicherung?
Die gesetzliche Krankenversicherung deckt zahlreiche Bereiche ab, zu denen unter anderem Vorsorgeuntersuchungen, Schutzimpfungen, Reha oder auch Krankengeld gehören. Grundsätzlich ist alles enthalten, wenn Sie zum Arzt müssen. Allerdings unterscheiden sich die Leistungen in der Höhe der Erstattung. Denn die Gesetzlichen tun genau das: Sie zahlen den gesetzlich geregelten Anteil. Ganz im Gegensatz zu den privaten Krankenversicherungen. Hier sind die Leistungen in der Regel umfangreicher. Zahnersatz wird zum Beispiel bei einigen Privaten komplett übernommen. Dafür zahlt man aber auch einen höheren Beitrag. Dennoch überlegen vor allem jüngere Menschen, in die private Krankenversicherung zu wechseln.
Vor- und Nachteile in der privaten Versicherung
In der privaten Krankenversicherung bemisst sich der Beitrag nicht, wie in der Gesetzlichen, nach dem Einkommen. Hier ist entscheidend, wie alt man ist, wie der aktuelle Gesundheitszustand bewertet wird und welche Leistungen man bei der privaten Krankenversicherung beanspruchen möchte. Wer mehr Leistungen in Anspruch nehmen möchte, muss auch tiefer in die Tasche greifen. Dennoch liegen die Vorteile der Privaten auf der Hand:
- Im Krankenhaus liegen Sie in einem Ein-, maximal in einem Zweibettzimmer
- Behandlung vom Chefarzt
- Versicherungsschutz kann individuell zusammengestellt werden
- Bei der Wahl des Arztes sind Sie frei
- Leistungen, die nicht in Anspruch genommen werden, werden zurückerstattet
Wo Licht ist, ist aber auch Schatten. Die Nachteile der privaten Krankenversicherung:
- Getrennte Beiträge für jedes Familienmitglied
- Beiträge müssen auch bei Krankheit von mehr als sechs Wochen bezahlt werden
- Bei Vorerkrankungen kommen Risikozuschläge auf Sie zu
- Ein Wechsel zurück in die gesetzliche Versicherung ist nur sehr schwer möglich
- Sie zahlen weiter Beiträge, auch während der Mutterschafts- und Erziehungszeiten
- Vor der ersten Leistung der Versicherung gilt eine Wartefrist
Wer kann in die private Krankenversicherung wechseln?
Anders als in der gesetzlichen Versicherung, dürfen die privaten Anbieter sich ihre Kunden aussuchen. So gelten ganz klare Regeln, wer beitreten darf und wer nicht. Grundsätzlich darf man in die private Kasse wechseln, wenn man Beamter, Selbstständiger oder Angestellter mit einem Bruttojahresgehalt von mindestens 57.600 Euro ist. Auch Studenten haben das Recht, sich privat zu versichern. Aber selbst wenn man diese Auflagen erfüllt, können einen die Privaten ablehnen.
Vor Wechsel in die Private gibt es eine Gesundheitsprüfung
Wer in die private Krankenversicherung wechseln will, muss laut dem Beitrag auf Mein-Deal einen Fragebogen zu seinem Gesundheitszustand wahrheitsgemäß ausfüllen. Ganz klar: Wer Erkrankungen mitbringt, verursacht auch höhere Kosten. Aus diesen Gründen werden Sie definitiv abgelehnt:
- Wenn Sie zurzeit oder innerhalb der letzten drei Jahren eine psychische Behandlung in Anspruch genommen haben.
- Wenn Sie akut an Krebs erkrankt sind oder die Erkrankung noch nicht ausgeheilt ist.
- Wenn Sie in den letzten drei Jahren einen Selbstmordversuch unternommen haben.
Ganz genau prüfen die Privaten aber auch, wenn man zum Beispiel unter Bluthochdruck leidet. Auch Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes, Asthma, Rückenleiden, sowie körperliche und geistige Behinderungen können dazu führen, dass die Kasse einen nicht aufnimmt.
Dann lieber eine private Zusatzversicherung
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Großteil der wechselwilligen Patienten abgelehnt wird, ist also hoch. Wer in der gesetzlichen Versicherung bleiben muss oder will, braucht aber trotzdem nicht auf Zusatzleistungen zu verzichten. Private Zusatzversicherungen decken ebenfalls einen großen Teil ab, der von der privaten Vollversicherung auch angeboten wird. So ist auch mit einer Zusatzversicherung zum Beispiel die Unterbringung in einem Einbett-Zimmer im Krankenhaus möglich. Beim Abschluss einer solchen Versicherung, gilt es aber genau hinzuschauen. Häufig sind die Verträge nicht so leicht zu durchschauen. Die Folge: Geringe Leistung für höhere Beträge.
Stellen Sie sich auf Wartezeiten ein
Ein brennendes Haus kann man nicht versichern. Dieser Spruch gilt auch bei der Krankenzusatzversicherung. Wer eine abschließt, muss in der Regel drei Monate warten, bis die erste Leistung in Anspruch genommen werden kann. Für Zahnersatz und die Entbindung beträgt diese Wartezeit sogar acht Monate. Behandlungen, die bei Vertragsabschluss schon begonnen haben, werden nicht übernommen.
Zahnzusatzversicherung kann sich lohnen
Die gesetzlichen Versicherer übernehmen bei Zahnersatz (Kronen, Brücken, etc.) nur den gesetzlichen Teil. Den Rest muss man aus eigener Tasche bezahlen. Da können schnell 2.000 Euro und mehr zusammenkommen. Eine private Zusatzversicherung kann diese Eigenleistung deutlich mindern oder sogar ganz übernehmen.
Krankentagegeldversicherung sollte dabei sein
Diese Zusatzversicherung bezahlt einen vorher vereinbarten Betrag für jeden Tag der Arbeitsunfähigkeit. Wie hoch dieser Betrag ist, hängt davon ab, wie hoch der monatliche Beitrag ist. Nicht zu verwechseln ist die Krankentagegeldversicherung mit der Krankenhaustagegeldversicherung. Diese ist als Absicherung der Existenz bei einem längeren Krankenhausaufenthalt nicht geeignet. Sie dient nur dazu, einen kleinen Betrag während der Zeit in der Klinik zu bekommen. Die Stiftung Warentest rät gar von einer solchen Versicherung ab.
Auslandsreise-Krankenversicherung ist wichtig
Worauf man bei einer privaten Zusatzversicherung auf keinen Fall verzichten sollte, ist die Reise-Krankenversicherung. Zwar kommen die gesetzlichen Kassen innerhalb der EU und einigen anderen Staaten für notwendige Behandlungen auf, allerdings bezahlen sie in der Regel nicht einen eventuellen Rücktransport. Geht es weiter weg, etwa nach Asien, kommen Sie für dortige Behandlungen ohne Zusatzversicherung alleine auf.
Chefarztbehandlung im Krankenhaus
Wer wie ein Patient mit privater Krankenvollversicherung vom Chefarzt behandelt werden möchte, braucht eine entsprechende Zusatzversicherung. Damit haben Sie das Privileg vom Spezialisten behandelt zu werden. Der Chefarzt ist teuer. Je nach Aufwand kann seine Behandlung schon mal mehrere tausend Euro betragen. Eine Zusatzversicherung übernimmt diese Kosten.
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